Kriminelle Geschichte – jetzt sind wir Wiederholungstäter

Irgendwo in diesem tollen Land haben die herzlichen Albaner einen riesigen Magneten aufgestellt, der uns nur 9 Monate nach dem ersten Kennenlernen magisch anzieht – wir können und wollen uns auch nicht wirklich dagegen wehren. Wir haben schon viele tolle Länder und Landschaften besucht – Wiederholungen eigentlich ausgeschlossen, gibt es doch so viel zu entdecken. Albanien aber ist unsere große Ausnahme- wir könnten schon wieder los …. und jetzt kommen auch noch Montenegro sowie Bosnien und Herzegowina hinzu….

Wir starten Mitte Mai in Richtung Ancona, die Fähre nach Igoumenitsa (GR) haben wir bereits im Januar gebucht – Camping an Board war da schon nicht mehr verfügbar, hätte uns gefallen, so bleibt uns nur der Schlafsessel – das ist für die eine Nacht auch völlig ok. Auf dem Weg in Albaniens Süden stoppen wir am ersten Abend in

17. Mai – Rothenburg o.d.T.

So haben wir die ersten Kilometer hinter uns gebracht und die Anreise etwas gestreckt. Am P2 in der Nördlinger Straße bekommen wir den letzten Stellplatz für den Abend. Am Automaten ziehen wir unsere Übernachtungsgenehmigung und gehen durch das gegenüberliegende Spitaltor romantisch Weinschoppen. Haben wir gedacht, im Landwehr-Bräu am Turm ist der Wein so spät aber schon ausgetrunken, bleibt das hauseigene Bier, ist aber auch lecker und beschwert die Augenlieder.

Am morgen starten wir früh. Unser nächstes Ziel ist ein Campingplatz in

18. Mai – Arco (IT)

dort treffen wir uns mit Freunden für 2 Tage zum Chillen und Radfahren. Über den Fernpass und durch Landeck umfahren wir die Maut unserer Nachbarn geschickt, aber 50 km Stopp and Go im Vinschgau bremsen uns dann aus. Mit dem Rad entlang der Etsch wären wir schneller. Am frühen Abend werden wir mit einem Kaltgetränk in Arco empfangen, der Stau ist vergessen – die Freude groß, die Nacht kurz.

Für den nächsten Tag haben wir uns die Ponale Strasse von Riva zum Ledrosee vorgenommen. Die alte, mutig in die steile Bergflanke gebaute Straße muss schon lange keine Autos mehr tragen – für Biker und Wanderer ist es ein Highlight am nördlichen Gardasee. Seit der E-Bike Invasion ist dort aber auch sehr viel los, es gibt ein gut besuchtes Cafe, wo noch in den 90ern eine Ruine stand. Allerdings sind oberhalb des Cafés manche Passagen eher für geübte Biobiker oder Stromer geeignet und die Straße zum Ledrosee nach dem Tunnel ist für Radfahrer gesperrt. Die grandiosen Ausblicke auf den See sind für alle genial. Auf der Rückfahrt nach Arco werden wir mal richtig gewaschen, egal die Pizza und ein guter Roter am Campingplatz entschädigen.

Am Morgen verabschieden wir uns Richtung

20. Mai – Ancona (IT)

Unsere Fähre nach Griechenland legt um 19:30 Uhr ab. Wir durchqueren, die in den letzten Tagen durch heftigen Regen gefluteten Gebiete der Emilia Romagna – die Formel 1 in Imola wurde abgesagt – Schlammwälle entlang der Autobahn zeugen von schnellen Aufräumarbeiten. Wiesen und Felder stehen unter Wasser, dafür ist die Straße fast leer. Wir verfahren uns kurz vor Ancona, obwohl wir erst vor ein paar Monaten hier waren, sind aber trotzdem zeitig am Fährhafen. Die griechische Fähre verspätet sich um 2 Stunden, wir bekommen einen Snackgutschein – das Schiff legt dann aber erst um 23 Uhr ab. Der Bereich mit den gebuchten Liegesesseln ist fast frei, wir können uns breit machen und ganz gut schlafen. Den ersten Kaffee gibt es an Deck, die Sonne begrüßt uns nach einer entspannten Nacht quer über 4 Liegesessel. Später fahren an der Küste Albaniens entlang, sehen den Llogara Pass, links Saranda, rechts Korfu.

21. Mai – Igoumenitsa (GR)

Wir erreichen Igoumenitsa in Griechenland pünktlich, trotz verspäteter Abfahrt und einer Stunde Zeitverschiebung. Das Ausparken vom Oberdeck ist nur halb so spannend wie die Zufahrt. Am Camping Elena’s Beach bei Plataria empfängt uns der Senior in feinem Anzug auch zu später Stunde. Wird sind fix eingerichtet und genau so schnell im Platzrestaurant. Der Chef moniert erst die späte Ankunft, dann findet er aber in der Küche noch ein paar Leckereien und einen Roten – wir sind zufrieden.

Am Morgen erkunden wir erst den Strand am Campinglatz, dann starten wir mit den Rädern. Plataria liegt in einer kleinen Bucht und bietet einen tollen Strand und einige Einkehrmöglichkeiten – es ist noch nichts los – fast keine Touris. Für eine Radtour ist das aber zu wenig, Sivota liegt etwas südlich, zwischen beiden Orten eine Bergkuppe. Kein dramatischer Anstieg, mein Körper kämpft mehr mit den sommerlichen Temperaturen, ist es doch noch nicht lange her, dass wir zu Hause morgen Eis kratzen mussten. Irgendwann kann ich auch den herrlichen Blick auf das ionische Meer und Korfu genießen. Sivota bietet eine Menge, was den Pauschaltouristen gefällt. Vorgelagerte Inseln mit tollen Stränden, einige Hotels und FeWos, einen malerischen Hafen mit vielen Restaurants, die um die Gunst der zahlreichen Touris konkurrieren. Nach einem erfrischenden Bierchen flüchten wir vor dem drohenden Gewitter zurück über den Berg. Beim Einkauf in Plataria treffen wir ein holländisches Paar auf Liegerädern, Tage später sollten wir mehr über Ihre Tour erfahren.

Abends ändern wir unsere Pläne, den Norden Griechenlands erkunden wir ein anderes Mal, hier gibt es auch viel zu entdecken, wir wollen aber Zeit haben für Albanien.

Wir verlassen Hellas, bei Sagiada erreichen wir wieder die Küste, wortwörtlich mit dem Bus am Wasser – herrliche Plätze zum frei stehen. Einige Camper nutzen dies und wir kommen nicht so recht vorwärts – zu schön um einfach durchzufahren. Die Grenze bei Mavromati erreichen wir gegen Mittag, der Magnet hat uns angezogen, wir sind schon wieder in Albanien. Es ist fast wie nach Hause kommen, es wirkt vertraut und doch ist es eine andere Welt. In Shkalle kaufen wir uns in einem kleinen Laden wieder ein Vodafon SIM Karte. Gemeinsam mit dem älteren Paar im Geschäft aktivieren und installieren wir die Karte, bekommen einen PIN auf einem Zettel notiert mit, in 30 min soll es funktionieren. Wir werden herzlich verabschiedet, fahren weiter, kurze Zeit später sind wir online – ein Hoch auf das albanische Mobilfunknetz. Weiter auf der SH98, vorbei am schönen Mursi See biegen wir auf die SH81. Ein alter Mann stochert mit einem Stock im Gebüsch und wirft uns eine Schlange vor die Räder, wir treffen sie nicht, war wohl sein Plan war – die Zusammenarbeit ist ausbaufähig.

Die sehr alte, abenteuerliche Kabelfähre bei Butrint bringt uns für 10 € (Fußgänger 0,50, Fahrräder 1 €) über den Vivar Kanal, der den Betrint See mit dem ionischen Meer verbindet. In Ksamil kaufen wir das Nötigste ein, rechts der Butrint See, links das Meer, wir lassen wieder tolle Strände ohne unseren Fußabdruck zurück – es bleibt noch viel zu entdecken. Nicht so in Saranda, das ist für uns nicht Albanien – Hochhäuser, Bettenburgen, fein aufgereihte Sonnenschirme, jede Menge Pauschaltouristen – Augen zu und durch. Die kurvenreiche und mit steilen Anstiegen gespickte SH8 führt uns durch die küstennahe Berge – toller Blick garantiert.  Einige Tourenradler*innen kommen uns entgegen, Respekt – das ist eine Aufgabe, wir feuern sie an.

Bei Qeparo treffen wir wieder die albanische Adria – Saranda ist vergessen – einsame, traumhafte Buchten bei Porto Palermo und über Himare erreichen wir unser Tagesziel

23. Mai – Livadhi Beach (AL)

Die Strandpromenade wird komplett erneuert, wir wollen uns schon umdrehen, da werden wir von Bauarbeitern über die gerade gelegten Baustahlmatten gelotst. Eine einzige, große Baustelle – wir bleiben trotzdem auf dem Camping Moskato, Camping Kranea war uns zu eng. Auf die vorhandene Straße kommen gut 30 cm neuer Belag – die ein oder andere Hoteleinfahrt ist so jetzt nicht mehr zu nutzen.

Wir klettern durch die Baustelle, zur Blue Bay Bar am Ende der Bucht. Wieder sind wir fast allein, die Saison hat noch nicht begonnen und die Baustelle verhindert sicher auch manche Anreise. Am Abend werden wir auf dem Campingplatz mal wieder typisch und lecker albanisch bekocht.

Wir verlassen am Morgen die Megabaustelle, auf der Anreise haben wir coolere Ort gesehen. Kurz vor dem Ortsschild

24. Mai – Qeparo (AL)

führt uns ein unscheinbares Schild nach rechts von der Straße auf einen unbefestigten Weg zum Camping M (Moskato) 2.

Es hat wohl die letzten Tage etwas geregnet, der ersten großen Schlammpfütze verweigere ich die Durchfahrt – zu ungewiss, ob wir den Camper nicht dort versenken. Gerade habe ich den Rückwärtsgang eingelegt, kommt uns ein großer Radlader entgegen. Der Beifahrer ermutigt uns weiterzufahren, schließlich sind sie die Wegebeauftragten und haben alles im Griff. Augen zu und durch – plötzlich stehen wir auf einem Campingplatz direkt am Meer. 

Gony baut den Platz gerade auf, in aller Ruhe, alles muss gut durchdacht sein. Das Wichtigste ist schon vorhanden: Strom, neue Toiletten- und Duschcontainer sowie eine kleine Bar mit Restaurant. Wir haben fast freie Platzwahl, laden die Räder ab und erkunden sofort unser neues Unterwegs-Zuhause.

2 Stufen und wir stehen auf einer breiten, menschenleeren Strandpromenade am Strand – kein Mensch, nur eine Herde Kühe. Wir radeln entspannt auf der fast ungenutzten SH8 nördlich Richtung Porto Palermo bis zum alten U-Boot Bunker. Dort drehen wir und lassen keine Bademöglichkeit an den herrlichen Buchten aus – ohne Touris, kostenlos, aber unbezahlbar. Tolle Bars und Lokale am Strand in Qeparo – alles wird noch für die Saison vorbereitet – eine Bar nimmt uns auf, obwohl noch nicht geöffnet. Zurück auf dem Campingplatz fragt Goni, wann wir Essen möchten.

Wir spülen die Hitze vom Körper und nehmen im kleinen Restaurant Platz. In der Küche bruzzelt es schon ein Weile, es gibt keine Karte auch keine Nachfrage was wir möchten. Wein …. ja der wird gerade noch geholt … und dann kommt schon das Menü am Meer – es wird gegessen, was auf den Tisch kommt. Der albanischen Küche vertrauen wir … und wieder ist das Essen klasse. Die Rechnung bitte …. wenn Ihr abreist … dort im Kühlschrank sind Getränke, bedient Euch.

Am Nachmittag hat der Bagger der Wegebeauftragten den Strand aufgeräumt, eine Menge Treibholz beschert uns nach Sonnenuntergang mit den wenigen Campernachbarn ein Lagerfeuer am Strand. Oft erinnert mich Albanien an Korsika – die andere Schönheit am Mittelmeer.

Old Qeparo 4 km oberhalb der Küste, soll unser Radziel am nächsten Morgen sein. Die Straße ist aber gleich am Beginn des Anstieg sehr löchrig und steil. So einen Einstieg bekomme ich früh am morgen und bei der Hitze nicht hin – da hätte ich mich auf der Rolle warmfahren müssen. Die Spastik ist dann noch zu dominant. Die vielen Harleys der letzten Tage sollen sich alle auf einem Treffen in Borsh befinden, sagt man – Planänderung: über den Berg in den Nachbarort.  Toller Blick auf die Küste, bevor es wieder hinunter geht. Das Harleytreffen stellt sich aber als Outdoorfestival heraus, mit großer Bühne und Livemusik – alle möglichen Sportarten stehen im Focus. Der Strand ein Mix aus Freisteherplätzen und nagelneuen Megabars – richtig coole Plätze auf beiden Seiten. Wir bekommen eine Idee was hier los ist, wenn etwas los ist – haben heute aber ca. 150 Sonnenschirme für uns, bei einem kalten, gesunden Erfrischungsgetränk.

Nach dem schweißtreibenden Anstieg zurück, starten wir für einen Badestopp gleich durch nach Porto Palermo – gut, dass wir uns am 2. Tag schon so gut auskennen – auf dem Rad sieht man halt mehr.

Dinge wiederholen sich, das tolle Essen bei Goni und es gibt noch reichlich Treibholz für ein Lagerfeuer. Den Rotwein dürfen wir uns selbst aus dem neuen Kanister im Kühlschrank abfüllen – es wirkt am 2. Tag schon so vertraut.

Trotzdem zieht es uns weiter. Die Campingnachbarn sind noch mehr geflasht von diesem Ort und kommen einfach nicht mehr weg – können wir auch verstehen. Wir fahren durch die Küstenberge wieder Richtung Saranda – einige Tourenradler kämpfen sich durch die richtig steilen Anstiege – unsere Anfeuerungen helfen vielleicht ein wenig. Saranda lassen wir wieder liegen und erreichen über die SH99 das „Blue Eye“ (Syri i Kalter). Die tiefblaue Karstquelle sprudelt permanent bei ca 13° und ist die wasserreichste des Landes.

Auf dem 3€ teuren Parkplatz – 200m weiter ist es kostenlos – setzen wir uns auf die Räder und erreichen nach 2 km die Quelle. Einige unerschrockene baden im kalten Wasser, wir belassen es bei einer Fotosession – das beeindruckende Farbenspiel lässt uns keine andere Chance. Im zum Teil in den Fluss gebauten Restaurant treffen wir eine französische Familie. Die 2 Kinder – vielleicht 10 oder 12 Jahre – sehen sehr kernig aus, kein Wunder radeln sie doch samt Gepäck 3 Monate durch Europa. So etwas mit der Familie erleben zu dürfen ist ein Geschenk, Ihren weiteren Weg müssen sie sich aber wieder hart erarbeiten – respekt.

Steil auf der SH99 bergan, dann auf der SH78 gelangen wir ins Tal des Drino, die breit ausgebaute SH14 bringt uns zum Tagesziel

26. Mai – Gjirokastra (AL)

Am Ora RV Camping stellen wir den Bus ab und bestellen ein Taxi, welches uns günstig über die steilen Kopfsteinpflasterstraßen direkt in die Altstadt bringt. Gjirokastra – UNESCO Weltkulturerbe – ist eine der ältesten Städte Albanien und Geburtsort des Diktators Enver Hoxha. Er hat das Land 40 Jahre in Angst und Schrecken versetzt, trotzdem ziert das Gesicht des Despoten zahlreiche Souvenirs – etwas makaber, vielleicht albanischer Humor – oft hören wir aber schon fast liebevoll von Onkel Enver. Ein schöner orientalischer Abend endet unterhalb der Moschee – Muezin 2.0 klettert auch nicht mehr selbst auf den Turm, er begleitet das letzte Glas albanischen Roten vom Band.

Am Morgen weckt uns ein Kätzchen, dem die Blase drückt – sie hat es am Abend irgendwie in den Bus geschafft und die Nacht unbemerkt auf dem Beifahrersitz verbracht. Uns zieht es heute an die Vjosa, einem der letzten naturbelassenen Wildflüsse Europas, gerade erst zum Nationalpark erklärt und damit vor dem Bau mehrerer Wasserkraftwerke gerettet – ein großer Erfolg der albanischen Naturschützer. Nach der Schlucht von Kelcyra erwartet uns ein sehr breites Flußtal, der Vjosa bleibt aller Platz sich auszubreiten und zu verändern.

Der Plan ist eigentlich bei Permet zu campen und mit dem Rad zu den heißen Quellen von Benje radeln. Plan B greift, der Campingplatz ist fast ohne Schatten, wir fahren zum Parkpatz der Thermalquelle am Eingang der Lengarica Schlucht, alles noch ohne Eintrittsgeld. Ich bin heute nicht so gut zu Fuß, die alte Steinbogenbrücke zur Quelle mit den Badebecken ist gerade nichts für mich. Petra nutzt aber Ihre Chance mit Blick auf schneebedeckte Berge sehr warm zu baden. Ein besonderer Ort, immer noch wild – Tage später wird bei starkem Regen ein Toter aus der Schlucht gespült. Unser Tag endet in

27. Mai – Memaliaj (AL)

Ein Stellplatz an der Vjosa vor dem Restaurant „Bjutina Vjosa“ kostet 5€ für Strom, Duschen und Toiletten incl.  Wir werden nicht dazu aufgefordert, aber natürlich essen wir am Abend im Restaurant, so können wir wenigstens etwas zurückgeben. Traditionell albanisch – auf dem offenen Feuer aufgeheizte Metalldeckel decken später die auf der Glut stehende Pfanne mit Leckereien ab. Bei Rotem und leckerem Essen möchte uns der Wirt einen Gefallen tun und legt Helene Fischer auf (typisch deutsch? hat er Vorurteile?) – da bekomme ich keinen Bissen runter – ich suche ihn und gemeinsam korrigieren wir das Versehen – bei albanischer Popmusik schmeckt die Pfanne am letzten Wildfluss grandios.

Am Abend noch flanierte der Ort auf grobem Schotter vor unserem Bus hin und her, jetzt am Morgen besuchen uns freilebende Truthühner, Gänse, Pferde, Kühe, Esel – das ganze Bauernhofprogram – in Sichtweite zieht sich ein alter Mann an einem zwischen alten Brückenpfeilern gespannten Stahlseil, mit eine Rolle über die Vjosa. Albanien, Du und Deine Menschen entführst uns in eine andere Welt – das fühlt sich gut an.

Uns zieht es zurück ans Meer, auf unserem Weg in den Nationalpark Divjaka – Karavasta fahren wir durch große Erdbeerplantage und decken uns mit dem leckeren Obst bei Straßenhändlern ein. Die Piste über Adriatik nach

28. Mai – Divjaka (AL)

ist irgendwann so schlecht, dass wir umdrehen müssen – so umrunden wir die gesamte Lagune Karavasta. Nach einem Besuch mit dem Bus, direkt auf dem Strand, finden wir auf der Landzunge zwischen Lagune und Meer einen kleinen, nicht sehr feinen, Campingplatz mit Restaurant – der Platz ist das Ungepflegteste, was wir bisher in Albanien gesehen haben. Wir bleiben trotzdem – eine Nacht geht. Schnell die Räder abgeladen, wollen wir doch Flamingos und Pelikane in der Lagune sehen.

Keiner zu Hause, die Radtour durch den Nationalpark ist trotzdem ein Erlebnis – zum Abschluss mit dem Rad an den Strand. Daraus wird nichts, im ersten Treibsand versenke ich mein Vorderrad und kippe in Zeitlupe ins Gestrüpp. Sofort springen 2 junge Albaner aus Ihrem Benz und helfen mir auf, lassen mich erst wieder aus der Erstrettung, als ich versichere, dass keine Long Bikecrash Folgen zu befürchten sind.

Zurück auf dem maroden Campingplatz – der ist voll, wir können es nicht fassen. Einige Motorradfahrer und ein holländisches Paar mit Liegerädern, die haben wir schon in Griechenland gesehen. Mit den beiden gehen wir ins Restaurant, hoffentlich kocht er besser, wie er Campingplätze pflegt. Sein Talent ist in der Küche sehr gut aufgehoben, wir haben einen lustigen Abend mit einem leckeren Huhn aus dem Backofen und allerlei Zutaten.

Am morgen liegen die beiden wieder auf Ihren Rädern und wir sitzen im Bus. Spille soll die schönsten Strände im Norden haben, das wollen wir sehen. Sehr schöner Sandstrand, jetzt Ende Mai ist noch nichts los, wir nutzen das für einen Kaffee und Badestop. Einen geeigneten Campingplatz finden wir nicht, Pa Emer wäre um die Ecke, wir aber möchten Neues sehen.

Unsere Zeit in Albanien geht langsam zu Ende, die letzten 3 Nächte verbringen wir auf dem Lake Shkodra Resort. Na ja, die Erste vor dem Platz mit weiteren 20 Bussen – alles ausgebucht, Geheimtipp Albanien halt. Das Resort ist aber auch ganz anders, wie die Plätze die wir bisher kennengelernt haben. Hoher Standard, schickes Restaurant, Zugang zum See, eingezäunt und im Norden des Landes leicht zu erreichen, auch für diejenigen, denen das Land eigentlich zu „gefährlich“ ist, aber trotzdem beim „Abenteuer Albanien“ mitreden möchten.

29. Mai – Shkodra (AL)

Am nächsten Tag entern wir gleich einen freien Platz im eingezäunten Arenal, dann kann ja nichts mehr passieren. Auf der stark befahrenen SH1 radeln wir bei sengender Hitze nördlich bis Koplik, um dann auf der SH21 stetig bergan Richtung Theth zu strampeln. Das alpine Dorf heute zu erreichen ist utopisch, auch nicht unser Ziel – 1800 Höhenmeter bei der Hitze – und die nächste Gewitterfront baut sich schon über den albanischen Alpen auf. Wir kommen nur bis Marshej, dann hat die Sonne mich erledigt, kein Druck mehr auf dem Pedal – die MS bremst mich aus, das passiert. Nach einer Erfrischung in einer Bar lassen wir uns ins Tal rollen, kaufen noch ein und erreichen den Campingplatz im Sprint vor dem Gewitter.

Nach ein paar Tropfen kommt die Sonne wieder raus, der Lake Shkodra lädt zum Baden ein – herrliche Erfrischung vor traumhafter Kulisse – Resort ist schon der richtige Name für diesen Campingplatz. Am Abend bekommen wir den letzten Tisch direkt am See – die Bierkrüge kommen wieder direkt aus der Kühltruhe – wir bleiben noch einen Tag.

Der morgendliche Blick in den Spiegel verrät mir zwar nicht den aktuellen Wochentag, aber dass ich zu Hause besser mal zum Frisör gegangen wäre. Verbinden wir das mit der geplanten Radtour durch Shkodra. Ich liebe Radfahren in dieser Stadt, chaotisch und doch vertraut, wir Biker sind Teil des Systems, auf uns passen alle besonders auf. Viele fahren Rad, auch mal in die falsche Richtung, zu zweit oder dritt nebeneinander, gehupt wird maximal zum Gruß.

Der Frisör hat einen Fahrradständer, sein eigenes Rad steht im Laden. „6mm ju lutem“ – sitze schweißnass im Radtrikot im Stuhl, ein Albaner mit scharfem Werkzeug im Nacken 😉. Wir gehen als Freunde auseinander, für 1,80 € frisch frisiert, mehr als 3 € darf ich nicht geben – wäre ja unmoralisch kapitalistisch. Beim gemeinsamen Foto vor dem Laden zeigt er mir Bilder von seiner Rennradgruppe – Radfahren verbindet.

Wenn man beim 2. Besuch wieder in der gleichen Bar sitzt, ist das schon ein Lieblingsplatz? Für uns scheint das die Xhaka Bar in Shiroka am südwestlichen Seeufer – gefrorene Biergläser, ein Radweg aus der Stadt heraus, herrlicher Blick über den See, Tempolimit 5 km/h. Ein guter Ort wieder „mirupafshim“ zu sagen, wir kommen sicher wieder Albanien, Du hast uns wieder einmal geerdet und fasziniert.

Den Heimweg möchten wir genießen, keine langen Busetappen, es gibt noch viel zu entdecken auf dem Balkan. Nach einer letzten albanischen Autowäsche erreichen wir Montenegro, der Grenzübertritt ist etwas zäh, die Autoschlange wird zu Spendenaufrufen genutzt – die potenziellen Empfänger*innen wirken gut organisiert – eher ein Business wie Bedürftigkeit.

Unsere kurze Etappe soll an den Stränden zwischen

01. Juni – Ulcinij (MNE)

und der albanischen Grenze enden. Ein Kitesurfer Mekka ist dieser Küstenabschnitt, überall präsent. Wir entscheiden uns für den Camping Tropicana und können direkt mit Blick auf das Meer am Strand stehen – ein sonniger Logenplatz. Sonnen, Baden – heute passiert nichts mehr – das erste Mal in diesem Urlaub wieder selbst kochen – die Küche steht praktisch in der Adria – Sonnenuntergang incl.

Einen Tag bleiben wir noch und schauen uns die Gegend wieder auf dem Rad an. Ada Bojana ist unser Ziel, eine dreieckige montenegrinische Insel in der Mündung des Bojana in die Adria. 2 Seiten sind von der Bojana umspült, die 3. von der Adria, im Osten ist sie die Grenze zu Albanien – daher funktioniert auch unsere albanische SIM Karte noch perfekt.

Der Flußlauf ist gesäumt von Hausbooten, schwimmenden Bars und Restaurants. Am Adriastrand, beim Mündungsdelta finden wir feinsten Sandstrand und sehr coole, einfache Beachbars – man kann gleichzeitig mit einem Bein in der Adria mit dem anderen im Fluß stehen. Es kommt Wind auf und die ersten Kiter pflügen über das Meer. Anfang Juni ist noch nichts los, keine Menschenmassen, kein Stress, keine Staus – wir können alles in Ruhe aufsaugen. Lassen wir uns treiben oder sind wir doch die Getriebenen der Heimreise – auf dem Heimweg werde ich immer so langsam, ja fast träge.    

Diesen tollen Platz müssen wir auch wieder verlassen. Gut, dass wir die Strecke schon kennen – die Bucht von Kotor, Dubrovnik – dieses Mal nur ein, zwei Blicke wert. Morgen treffen wir uns mit Freunden in Mostar, daher fahren wir heute bis zum Camping

03. Juni –  Prapratno (HR)

auf der Halbinsel Peljesac in Kroatien. Die Bucht – von der aus Fähren zur grünsten Insel Kroatiens „Mljet“ fahren – am Campingplatz, überrascht mit feinem Sandstrand und türkisblauem Meer. Nach einem langen Bustag ist die Erfrischung im Meer Wellness. Beim Regenroulette im kleinen Restaurant am Abend entscheiden wir uns für den freien Blick auf die Gewitterwolken. Wir gewinnen, nach ein paar Tropfen ist es vorbei – alle anderen sitzen unter einer Zeltplane, unsere Cevapcici waren frei bis zu Ihrem Ende.    

Wir fahren über die Peljesac Brücke, die ermöglicht den Neum-Korridor (bosnisch-herzegowinisches Staatsgebiet – ca 11 km) zu umfahren. Sie erspart dem Transitverkehr zweimal eine EU-Außengrenze mit Kontrollen passieren. Die EU hat die Baukosten ( ca ½ Mrd €) zu 85% übernommen, die einem chinesischen Staatsunternehmen überwiesen wurden um ein EU Beitrittsland zu umfahren. Also umfahren wir die EU-Außengrenze um gleich darauf einzureisen. Bosnien und Herzegowina – ein neues Land auf unserem Trip.

04. Juni – Mostar (BiH)

und den UNA Nationalpark haben wir uns zum Kennenlernen vorgenommen. Ein Land ohne google street view – werden wir sicher ebenso wenig vermissen wie McDonald in Albanien. Gleich nach der Grenze bei Metkovic folgen wir der Neretva bis zum gleichnamigen Campingplatz bei Mostar. Michaela und Günni (mach nochmal 2) treffen kurz nach uns ein, was für ein Timing. Unsere Berichte über Albanien haben sie angefixt. Sie sind auf dem Weg in den Süden, wir auf dem Rückweg – Mostar ein idealer Treffpunkt.

Nach großem Hallo sitzen wir auch schon im Taxi – für 8 Konvertible Mark (4 €) werden wir zu Viert bis in die Altstadt gefahren. So ist Mostar auch für mich gut zu Fuß machbar. Stari most, die Bogenbrücke über die Neretva wurde im Balkankrieg durch kroatische Streitkräfte zerstört und von 1995 bis 2004 wieder aufgebaut. Heute ist sie wieder das Zentrum Mostars und Anziehungspunkt vieler Besucher. Brückenspringer stürzen sich gegen eine Spende die 24m tief in die kalte Neretva – ein Touristenspektakel. Wir haben Glück, diesen Sonntag ohne großes Gedränge in einer der heißesten Städte Europas gemeinsam erleben zu dürfen – wer braucht da noch Dubrovnik.

In einem der zahlreichen Restaurants finden wir einen tollen Platz direkt am Wasserfall. Die Stadt lebt sicher vom Tourismus, wir fühlen uns aber willkommen und nicht abgezockt – wer braucht da noch D…

Zurück auf dem Campingplatz sitzen wir noch lange über aktuellen und zukünftigen (Reise)Plänen –der ein oder andere Rote ist dabei gut für die Kreativität. Am Morgen trennen sich unsere Wege wieder – seufz – unser nächstes Ziel ist Jajce. Unsere Freunde dürfen nach Albanien – viel Spass.

Bosnien und Herzegowina beeindruckt uns mit gigantischer Landschaft, wir folgen der Neretva durch ein enges Tal – leider regnet es und Bilder machen wir keine. Das viele Grün, Flüsse und Seen müssen ja auch irgendwie gespeist werden. Auch in Jajce ist es nass von oben, aber Wasser bietet hier auch ein besonderes Spektakel. Die Pliva stürzt sich im Ort in die Tiefe um in den Vrbas zu münden. Am Fuß des Wasserfall ist eine Arena gebaut, bei besseren Bedingungen gleichzeitig eine Klippenspringerarena. Wir holen uns in einer Bäckerei noch fix etwas Verpflegung für unterwegs und fahren weiter Richtung UNA Nationalpark.

Auf einer einsamen Hochebene – fast menschenleer – merke ich, dass ich mal wieder eine dicke Lippe riskiert habe – allergische Reaktion auf die Backwaren – zum Glück habe ich an die Notfallmedizin gedacht und ich sehe nicht wieder aus wie nach einem Botoxunfall. Ein Termin für einen Allergietest in Deutschland dauert aktuell ca 7 Monate – in der Zeit kann man große Teile der Länder bereisen, die uns angeblich das Wasser nicht reichen können.

Wegen dem Wasser wollen wir unter anderem auch den UNA NP besuchen. Bei

05. Juni – Kulen Vakuf (BiH)

finden wir den Camp BUK, direkt an der Una gelegen. Ein mytischer Ort, Nebelschleier ziehen über den Fluß zu den Stromschnellen über denen die Rezeption und das Restaurant thronen. Wenige Camper hat es bei etwas Regen hierher verschlagen, aber Wasser hat hier seinen festen Platz. Heute gibt es Gulasch, Fisch oder Vegetarisch – auf Nachfrage können wir Pos 2 und 3 streichen, dafür soll das Gulasch das Beste in BiH sein – nehmen wir das.

Chef bring erst einmal 2 Slivovitz und sich einen mit – na zdravlje (für die Gesundheit). Das Gulasch hat seine Frau vorbereitet und ist wirklich gut. Aber auch der Rote ist nicht zu verachten und passt zum Gulasch über den Stromschnellen im Freien. Später gehen wir zum Chef an die Bar erfahren viel über seine Radsportvergangenheit, die Jugoslawienrundfahrt der Radamateure in den 60ern und das Leben in Bosnien. Auf die Serben ist er nicht so gut zu sprechen, kooperierten die schon im Balkankrieg mit den Russen – aber Slivovitz findet er gut und ist seine Medizin.

Macht aber leider auch vergesslich, auf der Rechnung am Morgen fehlt das Gulasch – wir hatten nicht so viel Slivovitz und helfen beim Erinnern.

Bei Orasac finden wir ein Tor zum Nationalpark, über den wir mit den Rädern die Wasserfälle Strbacki buk erreichen können. Nach 8 km an der Una erreichen wir den Eingang – 50 Cent Eintritt, mit Beleg – vor den Holztreppen zu den Wasserfällen passt eine Obstverkäuferin auf unsere Räder auf. Die Planken sind etwas nass, auf Socken fühle ich mich sicherer als in Radschuhen. Die Una stürzt sich hier spektakulär ins Tal, wir genießen diesen Anblick. Auf dem Rückweg kommt uns ein Schlauboot samt Besatzung zu Fuss entgegen, der Wasserfall ist wohl zu gefährlich.

Dunkle Wolken ziehen auf, als wir den NP in Richtung Bihac verlassen – an der Straße wird vor Bären gewarnt, vieles erinnert an Kanada. In Bihac gibt es kein Halten mehr, der Himmel öffnet alle Schleusen, wir lassen Autos vorfahren um die Wassertiefe auf den Straßen abschätzen zu können – ganz langsam kommen wir vorwärts, der Scheibenwischer ist im roten Bereich.

Die Einreise in die EU ist für uns problemlos, LKWs stehen Schlange auf beiden Seiten. Auch Kroatiens Landschaft im Hinterland ist beeindruckend wie in BiH. Zahlreiche enge Kehren bringen uns zurück ans Meer ei Zengg.

06. Juni – Bunica (HR)

Camping Bunica 1 wird dann der Platz für die Nacht. Eine tolle, kleine Bucht mit Restaurant – baden, chillen und grillen (lassen). Super für eine Nacht, der ein oder andere scheint sich hier aber für Wochen eingerichtet zu haben, incl. Mirowelle und Kühl-/Gefrierkombi – in der ersten Reihe. Sicher wird dann auch wieder für das kommende Jahr reserviert – die Welt ist klein – für manche.

Am frühen Nachmittag erreichen wir

07. Juni – Izola (SLO)

in Slowenien. Im Autokamp Jadranka bekommen wir einen der wenigen freien Plätze zwischen vielen Dauercampern. Genau das wollten wir aber so, von hier können wir die gesamte slowenische Küste mit dem Rad erfahren. In die eine Richtung Koper mit dem sensationellen Radweg am Meer – den Autos weggenommen und für Radfahrer und Fußgänger freigegeben mit Badestellen, Badehäuschen und Getränkeautomaten. Koper und Izola schauen wir uns noch am gleichen Tag an – mit den Rädern kinderleicht, dabei genießen wir das Meer und keine jugendfreien Getränke. Viele der Dauerkamperbehausungen sind unbewohnt, wir nutzen die Resourcen bei selbstgekauftem Roten zum Sonnenuntergang.

Den Radweg nach Piran kennen wir schon von einer Slowenien Durchquerung. Auf einer alten Bahntrasse durch beleuchtete Tunnel und Weinberge – kaum Autos bis in die Altstadt. Piran bietet herrliche Bademöglichkeiten – von der Promenade gleich ins Wasser, gegenüber gibt es Kaffee oder Erfrischungen. Autos müssen draußen bleiben, mit dem Rad geht immer was.

Am morgen noch einen Kaffee an der Adria, 8 Stunden später stehen wir auf einem selfbooking Campingplatz in

09. Juni – Aschau (Bayern)

Geplant hatten wir Prien am Chiemsee, der Platz kostete im September 25 €, heute wären 50 € fällig – krank, daher stehen wir jetzt am Natur-Badesee in Aschau. Vieles ist hier automatisiert, unsere Generation hat das Internet erfunden und kommt zurecht – etwas ältere Semester benötigen ein klein wenig Support – irgendwann macht die künstliche Intelligenz alleine Urlaub, die natürliche ist dann woanders.

Ein letztes Mal in diesem Urlaub treten wir unsere Räder die Prien hinauf bis Sachrang. Die Prien führt keinen Tropfen Wasser, trotzdem kann noch Bier gebraut werden – unsere Rettung bei der Hitze. Bier können die Bayern, nicht aber Verkehrsminister und Windräder – das kann man ja auch nicht trinken.

Leider ist es jetzt wieder Zeit nach Hause zu kommen, gut ist aber auch nach der Reise ist oft auch vor der Reise. Der Balkan hat noch so viel zu bieten, Albanien ist für uns noch lange nicht erschlossen, Montenegro benötigt noch Zuwendung und Bosnien und Herzegowina vielleicht mal einen ganzen Urlaub – ach da war ja auch noch Griechenland, das haben wir nur tangiert, man was ein Stress ……

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